Montag, 17. März 2014

Im Herzen Pekings



Wenn man zwei Wochen in einer Stadt verbracht hat, ohne überhaupt mal die Stadtmitte gesehen zu haben, kommt man sich schon irgendwie komisch vor, weil jeder Tourist mehr weiß als man selbst. Deswegen habe ich mir vorgenommen, dieses Wochenende einmal mit Sightseeing statt Shoppen zu verbringen. Am Freitag bin ich mit Lena und Alina zusammen in ein Hutong gegangen. Das sind die alten Gassen, in denen ursprünglich einmal alle Pekinger gelebt haben. Mittlerweile leben nicht mehr allzu viele Menschen dort und die Gassen sind mehr zum Touristen-Hotspot geworden. Die meisten Häuser da sind inzwischen auch abgerissen worden, um Platz zu schaffen. Leider kann man sich die verbliebenen Höfe nicht ansehen, weil da dann nämlich schon noch Leute wohnen. Aber wenigstens darf man sich die Gassen ansehen. Übrigens gibt es dort an jeder Ecke öffentliche Toiletten. Die sind aber nicht da, weil Peking so touristenfreundlich ist, sondern, weil diese traditionellen Wohnhöfe meistens kein eigenes Bad haben. 
Wenn man sich schon die Höfe selber nicht anschauen darf, dann aber wenigstens das Drumherum. Und das war wirklich schön. Überall diese schnuckeligen Cafés und Bars, hier und da ein Restaurant und kleine Läden, in denen man allerhand Kram kaufen kann. Wirklich süß! Uns ist beim "Schaufensterbummel" dann aufgefallen, dass die Chinesen anscheinend unheimlich auf Haustiere stehen. Jeder Laden und jedes Café hatte mindestens eine Katze oder einen Hund mit an Bord. Es gab sogar einen ganzen Katzenladen, in dem fünf verschiedene Katzen herumgelaufen sind, die von den vielen Streicheleinheiten der Besucher schon sichtlich genervt waren. Dort konnte man dann Katzen-Postkarten, Katzen-Figuren und Katzen-Schmuck kaufen, während einem ununterbrochen Fellbüschel um die Beine liefen. Von dem vielen Herumlaufen waren wir dann irgendwann natürlich richtig müde und suchten uns eines der süßen Cafés aus, um uns mal etwas Entspannung zu gönnen :). Bei einer überteuerten Cola (für umgerechnet 2€ statt den üblichen 50Ct) und Kuschelmusik musste ich auch wirklich aufpassen, dass ich nicht einschlafe. So entspannt habe ich Peking bisher noch nie erlebt. Auch in den Gassen waren kaum Menschen unterwegs und zusammen mit den putzigen Bars erinnerte das alles eher an eine kleine Londoner Straße, als an das menschenüberschwemmte China.
Am nächsten Tag sollte sich das dann aber wieder ausgleichen. Da nahmen mich meine Sprachpartnerinnen Elena und Tina mit in ein Hutong, das mitten in der Altstadt Pekings liegt und somit auch massenweise Touris anzieht. 
Kurze Abschweifung: Tina und Elena sind natürlich nicht ihre richtigen Namen, aber jeder Chinese, der Deutsch lernt, gibt sich erst einmal einen deutschen Namen. So sind mir auch schon ein chinesischer Lothar und ein chinesischer Otto über den Weg gelaufen.
In eben dieser Gasse war es alles andere als entspannt, sondern eher so, wie ich mir Peking immer vorgestellt habe. Wie das Zeiler Weinfest an einem Samstagabend. Man wird eigentlich nur mit den Massen durch die Straßen gedrückt. In China kommen dann natürlich noch Fahrräder und Roller dazu, die sich ihren Weg durch das Gedränge suchen. Aber trotzdem hat es mir da soooo gut gefallen. Alles ist richtig traditionell chinesisch mit roten Laternen geschmückt und überall hört man Musik. Erstmal haben wir uns ein kantonesisches Restaurant gesucht, um unseren Mittagshunger zu stillen. In China teilt man sich ja alle Speisen, die man bestellt. Das einzige, was jeder einzeln bekommt, ist eine Schüssel Reis. Wir haben dann neben einem gebratenen Reis-Fleisch-Topf und Rindfleisch mit Pilzen auch eine Suppe und Gans bestellt. Jeder, der mich kennt, weiß jetzt, dass ich nicht so sehr auf Suppe stehe, vor Allem nicht auf Suppe mit Fleischklößchen. Aber genau die waren drin. Und Kohl. Also dann, Augen zu und durch. Geschmacklich waren die Einlagen auch wirlkich okay, aber hier ist es üblich, Suppe zu trinken, weil die Brühe als das Beste an der ganzen Suppe angesehen wird. Da musste ich dann das erste Mal passen, denn die Brühe war wirklich nur Wasser mit dem Geschmack von ausgekochtem Fleisch... Das zweite Hindernis waren die Knochen in der Gans. Fleisch wird nämlich meistens mit Knochen serviert und schon die Kinder lernen, wie man Fleisch und Knochen im Mund trennt. Wir Deutschen können das ja aber leider nicht. Und jetzt versucht mal, mit Stäbchen das Fleisch abzulösen... Das klappt nicht!
Der restliche Tag ist aber ohne weitere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Wir sind ein bisschen durch die Läden gezogen, haben Postkarten gekauft, dort becherweise gratis Probier-Tee getrunken und Zuckerwatte gegessen. Zuckerwatte ist hier auch gar nicht so langweilig wie in Deutschland. Man kann sich nämlich die Form und die Farbe selbst aussuchen. Elena hat sich dann eine dreifarbige Blume machen lassen. Hübsch, oder?




Auf dem Rückweg sind wir zufällig noch an den Trommeltürmen vorbeigekommen. Das witzige an der Sache ist jetzt, dass ich sofort wusste, was das ist, weil die zu den Touristen-Attraktionen Pekings gehören. Dort hat man früher am Morgen und am Abend getrommelt, um zu koordinieren, wann welches Stadttor geöffnet wurde. Meine Sprachpartnerinnen waren der Meinung, das sind irgendwelche Türme. Solche Kulturbanausen aber auch! Ich hab ihnen dann gleich mal was über ihre eigene Stadt erklärt. haha

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