Wenn man zwei Wochen in einer Stadt
verbracht hat, ohne überhaupt mal die Stadtmitte gesehen zu haben, kommt man
sich schon irgendwie komisch vor, weil jeder Tourist mehr weiß als man selbst.
Deswegen habe ich mir vorgenommen, dieses Wochenende einmal mit Sightseeing
statt Shoppen zu verbringen. Am Freitag bin ich mit Lena und Alina zusammen in
ein Hutong gegangen. Das sind die alten Gassen, in denen ursprünglich einmal
alle Pekinger gelebt haben. Mittlerweile leben nicht mehr allzu viele Menschen
dort und die Gassen sind mehr zum Touristen-Hotspot geworden. Die meisten
Häuser da sind inzwischen auch abgerissen worden, um Platz zu schaffen. Leider
kann man sich die verbliebenen Höfe nicht ansehen, weil da dann nämlich schon
noch Leute wohnen. Aber wenigstens darf man sich die Gassen ansehen. Übrigens
gibt es dort an jeder Ecke öffentliche Toiletten. Die sind aber nicht da, weil
Peking so touristenfreundlich ist, sondern, weil diese traditionellen Wohnhöfe
meistens kein eigenes Bad haben.
Wenn man sich schon die Höfe selber
nicht anschauen darf, dann aber wenigstens das Drumherum. Und das war wirklich
schön. Überall diese schnuckeligen Cafés und Bars, hier und da ein Restaurant
und kleine Läden, in denen man allerhand Kram kaufen kann. Wirklich süß! Uns
ist beim "Schaufensterbummel" dann aufgefallen, dass die Chinesen
anscheinend unheimlich auf Haustiere stehen. Jeder Laden und jedes Café hatte
mindestens eine Katze oder einen Hund mit an Bord. Es gab sogar einen ganzen
Katzenladen, in dem fünf verschiedene Katzen herumgelaufen sind, die von den
vielen Streicheleinheiten der Besucher schon sichtlich genervt waren. Dort
konnte man dann Katzen-Postkarten, Katzen-Figuren und Katzen-Schmuck kaufen,
während einem ununterbrochen Fellbüschel um die Beine liefen. Von dem vielen
Herumlaufen waren wir dann irgendwann natürlich richtig müde und suchten uns
eines der süßen Cafés aus, um uns mal etwas Entspannung zu gönnen :). Bei einer
überteuerten Cola (für umgerechnet 2€ statt den üblichen 50Ct) und Kuschelmusik
musste ich auch wirklich aufpassen, dass ich nicht einschlafe. So entspannt
habe ich Peking bisher noch nie erlebt. Auch in den Gassen waren kaum Menschen
unterwegs und zusammen mit den putzigen Bars erinnerte das alles eher an eine
kleine Londoner Straße, als an das menschenüberschwemmte China.
Am nächsten Tag sollte sich das dann
aber wieder ausgleichen. Da nahmen mich meine Sprachpartnerinnen Elena und Tina
mit in ein Hutong, das mitten in der Altstadt Pekings liegt und somit auch
massenweise Touris anzieht.
Kurze Abschweifung: Tina und Elena
sind natürlich nicht ihre richtigen Namen, aber jeder Chinese, der Deutsch
lernt, gibt sich erst einmal einen deutschen Namen. So sind mir auch schon ein chinesischer
Lothar und ein chinesischer Otto über den Weg gelaufen.
In eben dieser Gasse war es alles
andere als entspannt, sondern eher so, wie ich mir Peking immer vorgestellt
habe. Wie das Zeiler Weinfest an einem Samstagabend. Man wird eigentlich nur
mit den Massen durch die Straßen gedrückt. In China kommen dann natürlich noch
Fahrräder und Roller dazu, die sich ihren Weg durch das Gedränge suchen. Aber
trotzdem hat es mir da soooo gut gefallen. Alles ist richtig traditionell
chinesisch mit roten Laternen geschmückt und überall hört man Musik. Erstmal
haben wir uns ein kantonesisches Restaurant gesucht, um unseren Mittagshunger
zu stillen. In China teilt man sich ja alle Speisen, die man bestellt. Das
einzige, was jeder einzeln bekommt, ist eine Schüssel Reis. Wir haben dann
neben einem gebratenen Reis-Fleisch-Topf und Rindfleisch mit Pilzen auch eine
Suppe und Gans bestellt. Jeder, der mich kennt, weiß jetzt, dass ich nicht so
sehr auf Suppe stehe, vor Allem nicht auf Suppe mit Fleischklößchen. Aber genau
die waren drin. Und Kohl. Also dann, Augen zu und durch. Geschmacklich waren
die Einlagen auch wirlkich okay, aber hier ist es üblich, Suppe zu trinken,
weil die Brühe als das Beste an der ganzen Suppe angesehen wird. Da musste ich
dann das erste Mal passen, denn die Brühe war wirklich nur Wasser mit dem
Geschmack von ausgekochtem Fleisch... Das zweite Hindernis waren die Knochen in
der Gans. Fleisch wird nämlich meistens mit Knochen serviert und schon die
Kinder lernen, wie man Fleisch und Knochen im Mund trennt. Wir Deutschen können
das ja aber leider nicht. Und jetzt versucht mal, mit Stäbchen das Fleisch
abzulösen... Das klappt nicht!
Der restliche Tag ist aber ohne
weitere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Wir sind ein bisschen durch die Läden
gezogen, haben Postkarten gekauft, dort becherweise gratis Probier-Tee getrunken
und Zuckerwatte gegessen. Zuckerwatte ist hier auch gar nicht so langweilig wie
in Deutschland. Man kann sich nämlich die Form und die Farbe selbst aussuchen.
Elena hat sich dann eine dreifarbige Blume machen lassen. Hübsch, oder?
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