Was fällt euch als erstes ein, wenn ihr an Peking denkt? Peking-Ente? Tian'anmen? Eines der Highlights hier ist aber auf jeden Fall auch die Verbotene Stadt, also der ehemalige Hauptsitz des Kaisers. Damals in der Ming-Dynastie wurde die Hauptstadt nach Peking verlegt (was übrigens auch 'nördliche Hauptstadt' bedeutet) und um gleich mal seine Macht zu demonstrieren und auch, um sich einen schönen Wohnsitz zu bauen, lies der Kaiser eben die Verbotene Stadt errichten. Die heißt deshalb verboten, weil sie noch bis 1912 (als der letzte Kaiser abdanken musste) von keinem normalen Bürger betreten werden durfte, sondern Beamten und eben der Kaiserfamilie vorbehalten war. Falls ihr euch jetzt fragt, warum ich das alles weiß: Bei zwei Geschichtsvorlesungen in den letzten drei Semestern bleibt eben auch bei mir was hängen. ;) Wenn ich das so erzähle, finde ich, klingt es doch alles etwas wie eine erfundene Geschichte aus einem Film oder so. Und genau das ist es auch, was täglich hunderte von Touristen anzieht. Ich habe mir die Verbotene Stadt mit meinen Sprachpartnerinnen angeschaut, die beide selbst noch nie dort gewesen waren. Und obwohl wir schon vor 10 Uhr dort waren, mussten wir erst einmal in einer riesigen Menschenmasse anstehen. War vielleicht auch eine blöde Idee an einem Sonntag zu einem der Touristen-Hotspots überhaupt zu gehen. Aber was soll's, Menschenmassen gibt es in Peking immer und überall, davon lassen wir uns doch nicht abschrecken!
Man betritt also zunächst eine Art Vorhof, zu dessen Seiten sich alte Gebäude befinden, die zu Museen umfunktioniert wurden. Und allein schon dieser Hof war sooooo groß. Wirklich beeindruckend. Und weiter ging es durch die riesigen Tore von einem Hof zum nächsten. Leider kann ich nicht so viel dazu sagen. Es sind einfach wahnsinnig große Höfe und wahnsinnig lange Wege, die von einer Halle zur anderen führen. Bis man dann zur Halle des Kaisers kommt. Die ist nochmal besonders beeindruckend mit dem goldenen Dach und den vielen Drachenfiguren. Wenn man sich dann als starker Europäer durch die Chinesen gekämpft hat, kann man mit etwas Glück auch einen Blick in den Thronsaal erhaschen. Meine Sprachparterinnen haben übrigens die ganze Zeit davon geschwärmt, dass sie sich fühlen wie Prinzessinnen der Qing-Dynastie. Süß, oder? :)
Nach etwa zwei Stunden taten mir dann so die Füße weh, dass ich mich gar nicht mehr so an den vielen Höfen erfreuen konnte, aber zum Glück waren wir dann schon fast durch und kamen zu den Gärten. Die fand ich dann natürlich wieder ganz toll, weil man dort unter den Pavillons im Schatten sitzen und kalte Cola trinken kann. Schade nur, dass die Chinesen nicht das Verständniss von Lärm mit den Europäern teilen und so war es mir dann irgendwie mit den ganzen schreienden Kindern und Erwachsenen doch etwas zu laut um mich 100%ig entspannen zu können.
Aber egal, die Verbotene Stadt ist durchaus einen Besuch wert, also wenn ihr mal in Peking seid, versucht einfach mal an einem Wochentag dort vorbeizuschauen.
Zum krönenden Abschluss bin ich dann noch mit meinen beiden Chinesinnen essen gegangen. Und um es sich so richtig gut gehen zu lassen, haben sie sich dann gleich eine Pizza bestellt, die sie nur leider nicht schneiden konnten. Da ist mir dann erst aufgefallen, dass es gar nicht selbstverständlich ist, dass man Besteck benutzen kann. Die arme Tina hat die ganze Zeit versucht mit der einen Hand zu schneiden, ohne dabei die Pizza festzuhalten und dann mit einem Löffel als Hebel ein Stück Pizza 'rauszubrechen'. Schon irgendwie süß! Ich hab ihr natürlich dann dabei geholfen und wurde gleich als "geschickt im Haushalt" eingestuft. :)
Mittwoch, 25. Juni 2014
Montag, 16. Juni 2014
Das ist alles, was mir bleibt. Wenn ich einmal so nachdenke, ist es wirklich Wahnsinn, was in etwas mehr als 100 Tagen alles so passieren kann. Als wir hier ankamen, war alles grau vom Smog und kalt. Wir konnten uns kaum verständigen und hatten keine Ahnung von der Stadt. Und jetzt ist es jeden Tag schwül und heiß, man kann meistens den blauen Himmel sehen, überall blüht alles und auch sonst fühlt man sich irgendwie schon zu Hause, wenn man weiß, wo der größte Supermarkt ist, in welcher Ecke sich der beste Obsthändler befindet und welche Bar wann welches Angebot hat. Und auch sonst hat sich soooo viel verändert. Es sind Freundschaften zerbrochen und es haben sich neue gebildet, genau wie Beziehungen. Wir haben uns alle besser kennengelernt und manche von uns schon frühzeitig verabschieden müssen. Wir haben Peking gesehen, Chengde, Xi'an und Shanghai. Und wir haben viel mehr über die Sprache und die Kultur hier gelernt als man in drei Jahren in Deutschland hätte lernen können. Aber vor allem denke ich, wir haben uns auch alle selbst ein Stück weiter entwickelt. Wir haben neue Seiten an uns entdeckt und uns dem Leben hier angepasst.
Und schon bald müssen wir unser "neues Leben" hier wieder verlassen. So sehr ich auch manche Menschen und Dinge aus Deutschland vermisse, so weiß ich auch, dass ich China vermissen werde. Das Land und die Leute, genau wie die Kultur, das Essen und die Sprache. Erst vor ein paar Tagen habe ich gelesen, dass man immer ein Problem hat sich auf etwas festzusetzen, wenn man einmal längere Zeit im Ausland gelebt hat. Man ist entweder zu Hause und vermisst seine "andere Heimat", oder man ist in seiner "anderen Heimat" und vermisst sein zu Hause. Das habe ich schon nach Australien festgestellt und ich denke, ich habe hier in China noch eine weitere Heimat gefunden.
Goodbye, Xi'an
Zum krönenden Abschluss wurden wir dann noch zur Wildganspagode geführt. Das ist ein Tempel, dessen Pagode der Legende nach wegen einer Wildgans errichtet wurde. Während einer Hungersnot hatte nämlich eine Gans Mitleid mit den Mönchen und opferte sich ihnen, fiel also vom Himmel. Die Mönche wiederum waren so gerührt davon, dass sie die Gans nicht essen wollten und ihr stattdessen eine Pagode errichteten. Schade, dass jetzt die Gans ganz umsonst gestorben ist, aber immerhin kann man sich jetzt in Xi'an eine schöne Pagode anschauen. Und der Tempel dort ist auch wirklich zu empfehlen. Man kommt also in diesen riesigen Innenhof mit Aussicht auf die Pagode, die übrigens - wie zig mal von unserem Reiseführer erwähnt - auch ein bisschen krumm ist, genau wie der Turm in Pisa :) , und links und rechts davon gibt es kleine Tempel für die verschiedenen Götter, und wenn man sich zum Beispiel Geld wünscht muss man dann in dem dementsprechenden Raum beten. Wir haben dann unserem Guide noch ein bisschen beim Beten zugesehen und am Ende sind wir noch zu einer kleinen Statue gelaufen, von der man sich etwas wünschen kann, wenn man sie berührt. Das haben wir natürlich gleich mal ausprobiert. Ich bin ja schon gespannt, ob es klappt.
Tja, und dann war es auch schon Zeit für das Abendessen und für den Abschied. Schade, dass wir nicht länger bleiben konnten, Xi'an ist nämlich wirklich schön. Aber wir hatten ja noch eine laaaange Zugfahrt vor uns (15 Stunden), bis wir wieder in unserer 'Heimatstadt' ankamen. Und ja, ich muss zugeben, es hat sich wirklich ein bisschen wie nach Hause kommen angefühlt, als wir am nächsten Morgen in Peking aus dem Zug stiegen.
Sonntag, 8. Juni 2014
Mittwoch, 4. Juni 2014
1989年06月04日 - Der 04.06.1989
Vielleicht habt ihr es auch schon in der Bildzeitung gelesen, heute war der Jahrestag des Tian'anmen-Zwischenfalls. Allerdings muss ich leider sagen, dass das ganze hier nur halb so spektakulär ist, wie es die deutschen Medien beschreiben. Angeblich wurden ja alle Auslandsstudenten auf kostenlose Trips geschickt, leider hat man uns dabei aber anscheinend vergessen, wir mussten nämlich wie immer in die Uni und auch danach hat uns niemand auf einen Kurztrip eingeladen... Das einzige, was man bemerkt hat, war, dass die Sicherheitsvorkehrungen erhöht wurden und alle Polizisten schon seit ein paar Tagen in voller Montur herumlaufen. Außerdem mussten wir die letzten Tage immer alle unseren Studentenausweis vorzeigen, wenn wir durch das Eingangstor der Uni gingen, das war sonst auch lockerer, aber sonst war eigentlich alles beim Alten, ich kann also leider mit keinen spannenden Geschichten dienen. :)
Leben wie der Kaiser von China
Wenn man auf die Geschichte Chinas zurückschaut mit all den Kriegen und Hungersnöten waren die Leute damals wirklich nicht zu beneiden... außer man war natürlich der Kaiser. Der hat es sich nämlich richtig gut gehen lassen. Um uns das zu beweisen, hat uns unser Reiseführer am nächsten Tag die Badestätte der Kaiser gezeigt. Tja, und da lässt es sich an solch einem heißen Tag natürlich gut aushalten. Schade nur, dass die Pools alle trocken waren und alles, was man von den heißen Quellen sehen konnte, waren zwei Springbrunnen, an denen man sich die Hände waschen oder heißes Wasser trinken konnte, ich habe auch einmal kurz meine Pfoten in den Wasserstrahl gehalten, bis ich von hunderten von chinesischen Touristen verdrängt wurde. haha
Der Park an sich war aber absolut sehenswert. Neben den "Badewannen" (die Lieblings-Konkurbinen, Beamten und Ehefrauen hatten übrigens auch alle ihre eigene), die statt mit Wasser mit Münzen gefüllt waren - jaaaa das ist hier wie in Europa, alle werfen Geld rein, damit vielleicht der Wunsch nach einer schönen Ehefrau, Reichtum oder Weisheit endlich in Erfüllung geht, gab es ein paar kleine Seen, viele Pavillons, gaaaanz viele Bäume und Blumen und einen kleinen Tempel. Da war mein Touristen-Herz natürlich wieder froh, vielleicht habt ihr ja schon gemerkt, dass ich von den chinesischen Parks ganz angetan bin. Die sind nämlich viel schöner, als die in Deutschland. Ganz nach dem "Berg und Wasser"-Prinzip gibt es immer kleine Gewässer und alles ist wunderschön angelegt. Und dann ist das noch soooo gepflegt - man kann sich sogar ohne Bedenken auf eine Bank unter einer der Weiden oder den Ginkgo-Bäumen setzen, denn die sind alle sauber und auch sonst gut in Schuss. Das ganze befindet sich außerdem auf halber Höhe eines Berges, sodass man sowohl die Berge, als auch die Stadt im Tal betrachten kann. Da kommt in einem schon der Wunsch auf man wäre Kaiser von China.
Übrigens finde ich auch die Architektur der chinesischen Bauwerke richtig ... bewundernswert. Gut, es wird natürlich alles dauerhaft renoviert, damit die Touristen auch nur das beste zu sehen bekommen, aber wenn man bedenkt, dass man vor ein paar Jahrhunderten solche Häuser gebaut hat, da "schnackelst mit den Ohren", wie eine Freundin jetzt sagen würde. :)
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