
Wie lange haben wir uns auf diesen Tag gefreut! Am Sonntag brachen wir endlich zur größten Uni-Exkursion des Semesters auf. Ziel: Die Innere Mongolei. Da die Fahrt dahin etwa sieben Stunden lang dauert, mussten wir schon um 7 Uhr früh hier losfahren, aber wenn man noch so richtig müde ist, kann man zum Glück auch im Bus gut schlafen. Wir fuhren also, und fuhren, und fuhren ... Bis es irgendwann nicht mehr weiterging, weil auf der einspurigen Straße ein Unfall passiert war und wir im Stau standen. Gut, dass genau dort ein Rastplatz war, sodass wir da warten konnten. Inzwischen war es Mittag geworden und natürlich bekamen wir auch alle langsam Hunger. Auf solch einer Tour ist normalerweise schon alles von der Uni organisiert, sodass wir uns um nichts was Unterkunft und Essen betrifft kümmern müssen. Wegen des Staus konnten wir aber unser Restaurant zum Mittagessen nicht erreichen und so wurde spontan umgeplant und wir sollten am Rastplatz essen, dort gab es nämlich auch ein ... naja nennen wir es eine Kantine. Und ich habe hier schon wirklich viel gesehen, aber das Essen dort hat mir zum ersten Mal mit seinem Anblick den Appetit verdorben. Man konnte dann zwischen Knochen (mit ein paar Fleischfetzen) in kalter, fettbedeckter Soße und anderen undefinierbaren Fleischgerichten wählen. Ich hab mich dann für Reis mit Zucchini-Gemüse entschieden. Das war dann schonmal der erste Tiefpunkt des Tages und dementsprechend sah die Laune der Truppe dann auch aus. Aber keine Zeit zum Jammern, der Stau hatte sich nämlich aufgelöst und so konnte es endlich weiter Richtung Mongolei gehen.

Unser erster Stopp war ein Resort in der Steppe, umgeben von Wildpferden, Schafen und Windrädern. Dort sollten wir auch die Nacht in original mongolischen Jurten verbringen. Schon bei der Ankunft war klar, dass das auf jeden Fall ein Abenteuer werden würde, denn wir wurden gleich von Reitern und Frauen mit Alkohol empfangen. Da man auf so einer geführten Tour leider kaum Zeit zur freien Verfügung hat, mussten wir sofort einchecken. Ich hatte mit Mads eine "Luxusjurte" mit eigenem Bad gemietet, weil wir den Gedanken nur ein öffentliches chinesisches Klo zur Verfügung zu haben relativ unangenehm fanden (wir Weicheier). Schon auf der Hinfahrt wurden wir von unserem Tourguide gewarnt, dass der Service-Standard und die Zimmer nicht dem westlichen oder städtischen Standard entsprechen. Wie Recht er doch haben sollte. Auf den ersten Blick war unsere Jurte ok, zwar entwas dreckig und auch an das asiatische Bad mit Duschkopf einfach mitten im Raum habe ich mich bisher nicht gewöhnen können, aber gut, wir waren ja schließlich mitten im Grasland. Alle anderen, die sich eine Mannschafts-Jurte teilen mussten beneideten uns um unser Bad, denn auf dem ganzen Platz gab es keine einzige öffentliche Dusche und auch die Toiletten waren die schlimmsten, die ich bisher gesehen habe. Es hab nichtmal Türen vor den einzelnen Kabinen, nur zerlöcherte Vorhänge und man musste immer aufpassen, dass man von keinem Vogel erwischt wurde, der sich gerade über einem erleichterte, denn das Klo war gleichzeitig die
Heimat einiger mongolischer Vögel. Nach dem Abendessen mit gegrilltem Lamm und Gesangseinlagen der Mongolen fing es dann leider an zu regnen - oder eher zu schütten wie aus Eimern -, sodass das restliche Abendprogramm ausfiel und wir uns auf in unsere trockenen und gemütlichen Jurten machten.

Faul wie ich bin, lies ich mich natürlich gleich einmal auf's Bett fallen und wurde direkt vollgetropft... Naaa prima, auch noch ein undichtes Dach. Vielleicht muss ich euch erst noch kurz erklären, was eine Jurte eigentlich ist. Das ist ursprünglich ein Zelt der Mongolen, das in etwa die Form eines Iglus hat, in der Mitte der Decke gibt es dann noch einmal eine "Ausbuchtung", die ringsum verglast ist. Zurück zu meinem Tropfen. Es tropfte also, und ich ärgerte mich schon, dass unser Dach undicht war, als ich bemerkte, dass der Tropfen ein dicker, schwarzer Käfer war, der von der Decke gefallen war. Iiiiiiihhhhh! Mads musste dann den Helden spielen und das Tier sofort umbringen. Gefahr gebannt! - Könnte man meinen. Wenn man gerade so etwas erlebt hat krabbelt es einen ja immer gleich am ganzen Körper, so auch mich. Nur, dass das an meinem Fuß keinen Einbildung, sondern ein weiterer Käfer war, der sich unter der Decke versteckt hatte. Und so ging das "Käfer fällt, wir fangen und töten ihn" - Spiel noch bis elf Uhr nachts weiter, bis wir dann alles Ungeziefer, das wir entdecken konnten, getötet hatten und zur Vorsicht auch das Bett an die Wand verschoben hatten, über der kein Glasdach war. Das Käfertropfen hatte inzwischen sowieso aufgehört und so konnten wir dann eeeendlich schlafen gehen. Es war zwar wahrscheinlich eine der schlimmsten Nächte, die ich je hatte, weil mir erstens kalt war und ich zweitens ständig aufgewacht bin und schauen musste, ob nicht doch wieder irgendwo was krabbelt, aber ein Abenteuer allemal! Ich bin halt doch kein Naturbursche :)